Sucht und psychische Erkrankungen treten häufig gemeinsam auf, Fachleute sprechen dann von einer Doppeldiagnose. Doch deren Behandlung bleibt häufig eine Herausforderung für die unterschiedlichen Hilfesysteme. Beim diesjährigen Fachtag Sucht der Diakonie Herzogsägmühle, der unter dem Motto "Herausforderung Doppeldiagnose – Sucht und psychische Erkrankung" stand, kamen am 16. Oktober rund 160 Teilnehmer*innen aus den Bereichen Suchthilfe, Sozialarbeit und Psychotherapie zusammen. In der Begrüßung hob Andrea Betz, Vorstandssprecherin der Diakonie München und Oberbayern, die Bedeutung der Netzwerkarbeit hervor: "Die interdisziplinäre Zusammenarbeit ist mir bei diesem Thema sehr wichtig. Wir sind aufgefordert immer wieder innovative Wege der Kooperation zu finden."
Die Veranstaltung im Rainer-Endisch-Saal bot Fachleuten und Betroffenen einen regen Austausch zwischen Theorie und Praxis. Unter den Vortragenden war Marcus Breuer, Leiter der Würmtalklinik, der in seinem Beitrag die psychotherapeutische Behandlung komorbider Erkrankungen in der medizinischen Sucht-Rehabilitation thematisierte. Weitere Einblicke boten Franziska Foldenauer und Gerhard Stecker von der Entwöhnungseinrichtung Kompass Impuls-Klosterwald, die auf die Arbeit in der Jugendhilfe und -rehabilitation eingingen. Ein weiterer Höhepunkt war der Vortrag von Matthias Nanz vom Institut für innovative Suchtbehandlung und Suchtforschung (ISS) in Nürnberg, der die zieloffene Suchtarbeit beleuchtete und auf die notwendige Reflexion fachlicher Haltung bei der therapeutischen Arbeit hinwies. Abschließend diskutierten Raphael Rietzler und Volker Greiner von der Diakonie Herzogsägmühle die Perspektive der Wohnungsnotfallhilfe. Wolfgang Schuppert, Geschäftsbereichsleiter Sozialpsychiatrie, Sucht und Gesundheit der Diakonie Herzogsägmühle, zeigte am Beispiel von Haus Obland – einer sozialen Rehabilitationseinrichtung für Menschen mit psychischer und Sucht-Erkrankung –, wie die Kooperation mit der Wohnungsnotfallhilfe gelingen und Teilhabechancen verbessert werden können. "Die Behandlung von Menschen mit Doppeldiagnosen verlangt nicht nur Expertise, sondern vor allem ein enges Zusammenspiel verschiedener Disziplinen. Die Pflanze der Kooperation muss auch zukünftig gut gepflegt werden", so das Fazit von Volker Greiner der den Bereich "Suchtspezifische Hilfen" verantwortet und den Fachtag organisiert hatte. Bereits jetzt richtet sich sein Blick auf den Fachtag 2025, um das Thema weiter zu vertiefen.