Der neue "Welf" ist da. Am Donnerstag stellte der "Historische Verein Schongau – Stadt und Land" sein aktuelles Jahrbuch im Ballenhaussaal vor. Mit 115 Seiten umfasst es gut 20 mehr als im zurückliegenden Jahr.
Bevor die Autoren der heuer im "Welf" enthaltenen Aufsätze ihre Werke vorstellten, nutzte die 1. Vorsitzende Heide Maria Krauthauf die Gelegenheit, mehreren Personen für deren Aktivitäten bei der Erstellung des "Welf 2024" zu danken. Ihr Dank galt auch dem Rathaus, namentlich Stadtkämmerer Kurt Konrad, für die finanzielle Unterstützung der Publikationen durch die Stadt.
Schongauer Stadtkammerrechnungen: "Wichtige Quelle"
Der 2. Vereinsvorsitzende Franz Grundner machte den Anfang bei der Vorstellung. Er hatte sich mit dem Thema "500 Jahre Stadtkammerrechnungen in Schongau" befasst. Auch wenn das Thema sich "sehr trocken" anhöre, seien insbesondere die Berechnungstexte "eine spannende und zweifellos wichtigste Quelle für das wirtschaftliche und soziale Leben der Stadt", so Grundner. Dabei verwies er auf eine hierzu geplante Sonderausstellung, die in Kürze im Stadtmuseum eröffnet wird.
Jeremias Greisl: Kunstmaler mit Schongauer Wurzeln
Harald Scharrer hatte sich in seinem Aufsatz mit dem in Schongau gebürtigen und 1894 mit 62 Jahren in München an Tuberkulose verstorbenen Kunstmaler Jeremias Greisl befasst.
Historischer Blick auf steigende Temperaturen
Im Aufsatz des Meteorologen Peter Winkler betrachtet dieser die Mannheimer Societas Meteorologica Palatina und deren Bedeutung bis heute. Sehr interessant waren dabei auch dessen Hinweise zum Anstieg der Temperaturen seit deren Aufzeichnung. Danach sei das Temperaturmittel weltweit nicht nur um 1,5 Grad, sondern über Land um bis zu 3 Grad gestiegen.
Seminar am Welfen-Gymnasium: Gegen das Vergessen
Hernach informierte Heide-Maria Krauthauf über das Seminar des Welfen-Gymnasiums Schongau in Zusammenarbeit mit der Diakonie Herzogsägmühle in den Jahren 2022 bis 2024, das der regionalen Aufarbeitung und Erinnerung an die Opfer und Verfolgten der Gesundheitspolitik im Nationalsozialismus diente. Hierzu hatte die inzwischen in den USA studierende Sarah Faltis ein Video über ihre Recherchen zum Schicksal von Josef Meir geschickt. Die zweite damalige Schülerin Regina Häuserer erinnerte in ihren Aufsatz anhand der Biografie der Katharina K. an die Verfolgung der sogenannten Asozialen-Opfergruppe. Sie war froh, dass sie mit ihrer Seminararbeit "gegen das Vergessen" beitragen konnte.
Die Historikerin am Lernort Herzogsägmühle Babette Müller-Gräper berichtete zu dem Seminar und hob dabei hervor, dass man mit den Schülern nach dem Prinzip "Geschichte verstehen – Verantwortung übernehmen" an Opfer und Verfolgte erinnern wolle. Geschichtslehrer Walter Ludwig, der das Seminar von Seiten des Gymnasiums begleitet hatte, war bei der Vorstellung nicht dabei.
Wasser und Eiszeit
Den Abschluss machte Manfred Müller, der unter anderem der Frage nachgeht, was die Schwabsoier Wassergewinnungsanlagen über das Werden ihrer Umgebung seit dem Ende der Eiszeit verraten.
Die Jahreschronik zu den zurückliegenden Veranstaltungen des Vereins und die Vereinsübersicht runden den "Welf 2024" ab.
Erstmals erschienen war der "Welf" 1993. Heide-Maria Krauthauf verriet dem Kreisboten, dass der 25. Band womöglich schon im Sommer, spätestens aber im Herbst vorgestellt werden soll. Man darf also schon jetzt auf den schon längere Zeit in Arbeit befindlichen "Schlossbergwelf" gespannt sein.